Reden,  Stadtrat

Stadtrat darf nicht in die Tarifautonomie eingreifen — Meine Rede im Stadtrat am 13. April 2022

Manuskript meine Rede in der Stad­tratssitzung vom 13. April 2022 zum SPD-Antrag “Dres­den für eine Aufw­er­tung der Sozial- und Erziehungs­berufe — Mehr Ver­ant­wor­tung braucht mehr Gehalt” (A0342/22). Es gilt wie immer das gesproch­ene Wort — hier das Video bei YouTube:

Sehr geehrter Erster Bürg­er­meis­ter,

meine Damen und Her­ren!

An Anträ­gen wie diesem sehen Sie: Wir sind mit­ten im Wahlkampf! Um Punk­te zu machen, erscheint mit­tler­weile jedes Mit­tel recht: Da wirft man auch schon mal die Tar­i­fau­tonomie über den Haufen.

Genau das macht näm­lich der Antrag der SPD, wenn er dem Ober­bürg­er­meis­ter vorschreiben will, wie der Tar­i­fab­schluss in den Sozial- und Erziehungs­berufen kün­ftig ausse­hen soll. Auch wenn das Recht­samt an Ihrem Antrag nichts auszuset­zen hat, so halte ich ihn doch für unredlich.

Ich muss mich sich schon arg über die SPD wun­dern: Gehörten nicht ger­ade die Gew­erkschaften bis­lang zu Ihren poli­tis­chen Vor­fel­dor­gan­i­sa­tio­nen? Warum nutzen Sie Ihren Ein­fluss nicht dort, um Ihre Ziele für die Arbeit­nehmer­seite durchzuset­zen? Immer­hin haben Sie es ja geschafft, einen Vertreter von Ver­di davon zu überzeu­gen, heute hier im Stad­trat für Sie zu reden!

Es ist schon erstaunlich, wenn Sie sich um die Aufw­er­tung der Sozial- und Erziehungs­berufe hier im Stad­trat bemühen, aber gle­ichzeit­ig sowohl in der Lan­des- wie in der Bun­desregierung sitzen. Dort kön­nten Sie näm­lich wirk­lich etwas bewe­gen. Fan­gen Sie doch ein­fach mal damit an, etwas für die Beschäftigten im Gesund­heitswe­sen zu. Da haben Ihre Parteifre­unde die an vorder­ster Front die ein­rich­tungs­be­d­ingte Impf­pflicht durch­drückt und rück­en bis heute keinen Mil­lime­ter davon ab, obwohl sie das Leben längst über­holt hat.

Stattdessen ziehen Sie lieber den Eltern der Kita-Kinder das Geld aus der Tasche. Haben nicht auch Sie vor weni­gen Wochen die Erhöhung Eltern­beiträge mitbeschlossen? Ich kann mich noch gut daran erin­nern. Was Sie hier mit Ihrem Antrag pla­nen, wird die näch­ste Erhöhungsrunde nach sich ziehen – auch wenn wir uns als AfD natür­lich für unsere Wäh­ler stark machen und mit Hän­den und Füßen dage­gen wehren wer­den.

Warum machen Sie nicht Ihren Lan­des- und Bun­desmin­is­tern klar, dass sie mehr Geld für das Sozial- und Erziehungswe­sen in die Hand nehmen sollen und die Lan­des- und Bun­deszuschüsse erhöhen? Das wäre die richtige Adresse! Die Kosten für die Bürg­er hier in Dres­den wür­den sta­bil bleiben. Investieren Sie also unser Steuergeld endlich mal in unsere eige­nen Leute! Aber Sie verteilen es ja lieber in alle Welt, z.B. in Gestalt von Waf­fen­liefer­un­gen in Kriegs- und Krisen­ge­bi­ete.

Bei allem hätte ich fast vergessen: Wir haben ja Wahlkampf in Dres­den und die SPD stellt einen der 9 – oder vielle­icht auch nur 8? – Ober­bürg­er­meis­terkan­di­dat­en. Was Sie hier machen ist reine Sym­bol­poli­tik. 

Es ste­ht für mich außer Frage: In Sozial- und Erziehungs­berufen wird wertvolle Arbeit geleis­tet. Das gilt aber für alle anderen Beruf­s­grup­pen eben­so! Ger­ade in einem Niedriglohn­land wie Sach­sen haben sehr Viele eine bessere finanzielle Anerken­nung ihrer Arbeit ver­di­ent.

Der Dres­d­ner Stad­trat ist dafür lei­der die falsche Adresse! Die Dres­d­ner erwarten von der SPD mehr reale Lösun­gen für reale Prob­leme und weniger Ober­bürg­er­meis­ter-Wahlkampf-Getöse. Gegen­dere — wie in Ihrem Antrag — wollen die meis­ten Bürg­er übri­gens auch nicht!