Dresden als Wirtschaftsstandort stärken — Gewerbesteuer senken!
Darin unterscheidet sich die AfD-Fraktion von allen anderen Fraktionen im Dresdner Stadtrat – anstatt über neue Gebühren und Einnahmen für die Stadtkasse zu diskutieren, hat die AfD-Fraktion einen konkreten Vorschlag eingebracht, wie Unternehmen in Dresden entlastet werden können und der Wirtschaftsstandort Dresden nachhaltig gestärkt werden könnte: mit einer Reduzierung des Hebesteuersatzes bei der Gewerbesteuer von derzeit 450 auf 445 Punkte.
Dieser Antrag wurde von den anderen Stadtratsfraktionen zwar wie erwartet abgelehnt, aber nur die AfD-Fraktion scheint im Stadtrat noch dem Credo zu folgen, daß der Wohlstand, der verteilt werden soll, auch erst einmal erarbeitet werden muß. Um die Chancen im Wettbewerb der ortsansässigen Firmen zu steigern und langfristig auch neue Unternehmen und somit Arbeitsplätze in der Landeshauptstadt Dresden zu schaffen, kann der Beschluß, die Gewerbesteuer zu senken, genau das richtige Zeichen sein.
Natürlich darf dann nicht bei nächster Gelegenheit der Hebesatz wieder angehoben werden. Perspektivisch müßte es vielmehr das Ziel sein, diesen weiter abzusenken. Und diese Maßnahme wäre nicht nur schnell und einfach umzusetzen, sie würde dauerhaft auch mehr einbringen als teures Stadtmarketing und zusätzliche Werbung. Die Reduzierung des Gewerbesteuerhebesatzes wäre zwar nur ein kleiner Schritt, der jedoch eine strahlende Signalwirkung in ganz Deutschland hätte.
Doch dazu bedarf es Mut und Entschlossenheit – etwas, das vom Dresdner Stadtrat in der derzeitigen Konstellation nicht zu erwarten ist. Vor allem, da die Gewerbesteuereinnahmen in den kommenden Jahren bedingt durch die Corona-Pandemie wesentlich geringer ausfallen werden. Doch genau deswegen sollte man jetzt bereits für Entlastungen bei den Unternehmen sorgen und Anreize für Neuansiedlungen und Gründungen forcieren. Bei einem Wirtschaftsaufschwung steigen dann auch die Einnahmen für die Kommune weiter an.
Für die Gewerbetreibenden in der Landeshauptstadt Dresden hätte der Vorschlag der AfD-Fraktion zur Absenkung des Hebesatzes bei der Gewerbesteuer eine Ersparnis von rund drei Millionen Euro bedeutet. Insgesamt hat die Landeshauptstadt Dresden im Jahr 2019 Gewerbesteuern (brutto) in Höhe von 298,2 Millionen Euro eingenommen. Im Jahr 2020 lag das Gewerbesteueraufkommen der Landeshauptstadt Dresden im ersten Quartal bei 67,9 Millionen Euro, im zweiten Quartal bei 63,2 Millionen Euro sowie im dritten Quartal bei 70 Millionen Euro.
Auf Grund der verordneten Geschäftsschließungen dürfte für das vierte Quartal 2020 erneut mit einem deutlichen Rückgang zu rechnen sein. Diese Ausfälle bei der Gewerbesteuer schlagen sich direkt im Haushalt der Landeshauptstadt Dresden nieder, da die Gewerbesteuer die wichtigste originäre Einnahmequelle der Gemeinden ist.
Verglichen mit anderen Gemeinden im Freistaat Sachsen liegt die Landeshauptstadt Dresden mit einem Hebesatz von 450 Punkten – mit weiteren Gemeinden wie beispielsweise den Städten Chemnitz und Zwickau – auf dem vierten Platz. Leipzig belegt sachsenweit den dritten Platz mit einem Hebesatz von 460. Spitzenreiter und somit den höchsten Hebesatz hat die Gemeinde Gohrisch mit 490. in der Gemeinde Wachau liegt der Hebesatz hingegen nur bei 330 und damit am unterem Ende in Sachsen.
Das Dresden bei der wirtschaftlichen Entwicklung noch “Luft nach oben” hat, zeigt der Vergleich mit Leipzig: Zwar hat Leipzig einen etwas höheren Gewerbesteuerhebesatz, aber dennoch konnte Leipzig seine Gewerbesteuereinnahmen von 2010 in Höhe von 174 Millionen Euro auf 309 Millionen Euro im Jahr 2018 erhöhen (eine Steigerung von 78 Prozent), während in Dresden die Gewerbesteuer von 219 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 305 Millionen Euro im Jahr 2018 steigern konnte (plus 39 Prozent).
Daß sich die wirtschaftliche Entwicklung in der Messestadt Leipzig positiver gestaltet als in der Landeshauptstadt Dresden, verdeutlichen die Gewerbeanmeldungen und ‑abmeldungen in den beiden Städten: Hatte Dresden in den 2010er Jahren anfänglich noch einen positiven Saldo bei dem Vergleich von Gewerbeanmeldungen und ‑abmeldungen, so hat Dresden seit 2016 ein negatives Ergebnis. Im Jahr 2018 standen 4088 Anmeldungen 4440 Abmeldungen gegenüber. In Leipzig hingegen wurden im gleichen Jahr 5353 Gewerbeanmeldungen registriert und 4729 Abmeldungen – ein Plus von 624 Anmeldungen.
Werfen wir noch einen Blick über den Tellerrand hinaus: die nordrhein-westfälische Stadt Leverkusen senkte den Gewerbesteuerhebesatz für das Jahr 2020 von 475 auf 250 Prozentpunkte. Von der Senkung der Gewerbesteuer verspricht sich die Stadt, daß ortsansässige Unternehmen ihre Gewinne wieder dort versteuern, wo sie erwirtschaftet werden, die Sicherung von Arbeitsplätzen und einen Investitionsschub.
Ein Steuerexperte der IHK Köln urteilt dazu: “Das Beispiel Leverkusen zeigt: auch mit niedrigen Hebesteuersätzen lassen sich respektable Steuereinnahmen erzielen.” Die Expertise der IHK sieht zudem einen Standortnachteil mit Bayern und Baden-Württemberg, das Problem liege nicht im eigenen Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Abschließend bleibt festzustellen, daß eine Absenkung der Gewerbesteuer sicherlich nicht der alles entscheidende Zentralschlüssel zum Erfolg ist, aber es ist eben ein Baustein von vielen, der Auswirkungen auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes hat. Weitere Faktoren, um die Landeshauptstadt Dresden als Standort für Unternehmen interessant zu machen, sind unter anderem eine gut ausgebaute Infrastruktur – dazu zählt neben dem Straßennetz heutzutage vor allem auch das Glasfasernetz für eine schnelle Internetverbindung, aber auch die Anbindung an den Fernverkehr der Bahn sowie an den Flugverkehr.
Für Dresden bedeutet das, insbesondere mit Blick auf dessen geographische Lage, Infrastrukturdefizite schnellstmöglich zu beseitigen, um zukunftsfähig zu bleiben. Schließlich werden die wirtschaftlichen Bedingungen in den nächsten Jahren wesentlich schwerer, als sie es im vergangenen Jahrzehnt gewesen sind.
Ziel muß es daher sein, wieder mehr Unternehmen und Gewerbe in der Landeshauptstadt Dresden anzusiedeln und wieder eine positive Bilanz von Gewerbeanmeldungen gegenüber Gewerbeabmeldungen zu erreichen. Einer dieser Schritte dahin kann das Absenken der kommunalen Steuerlast sein, die hilft den Motor anzukurbeln. Andere Städte – auch Großstädte – zeigen uns wie es geht: mit Mut und Klugheit schaffen sie es Unternehmen zu fördern, die Arbeitsplätze schaffen und Einnahmen für die Kommune generieren.