
Streit um des Kaisers Bart — Bericht aus dem Stadtbezirksbeirat Plauen am 09.06.2020
Ich komme heute zum ersten Mal einer Bitte nach, nämlich aus den Sitzungen des Stadtbezirksbeirats (Dresden-)Plauen zu berichten. Die letzte Sitzung fand allerdings gar nicht im Stadtbezirk Plauen statt, sondern im <strong>Kulturrathaus</strong> und das befindet sich bekanntlich in der Inneren Neustadt. Bürgerfreundlich ist das sicher nicht, denn es geht um Angelegenheiten des Stadtbezirks vor Ort. Der Sächsische Landtag tagt ja auch nicht in Köln und der Deutsche Bundestag in Moskau. Corona hin oder Corona her. In Plauen hätte sich sicher ein anderer Saal gefunden, beispielsweise die Aula eines der ansässigen großen Gymnasien. Zunächst wurde die <strong>Straßenreinigungsgebührensatzung</strong> beraten. Konkret ging es um eine Änderung der Liste der zu reinigenden Straßen. Die <span class=“fontstyle0”>Großmannstraße (von Bernhardstraße bis Westendstraße) war nach der Verwaltungsvorlage zur Streichung vorgesehen. Wir lehnten das einstimmig ab.</span> Zur <strong>Benennung von Sportstätten</strong> mussten wir eine längere Diskussion über uns ergehen lassen. Nach dem Motto “Was wäre wenn?” versuchte man durch Detailsänderungen der Satzung alle auch nur theoretisch denkbaren Fälle auszuschließen, damit ja nicht der falsche Sportler in den Genuss kommt, seinen Namen für eine Dresdner Sportstätte hergeben zu dürfen. In meinen Augen war das alles mehr als abwegig. Oder glaubt jemand, dass es jemals die Mehrheiten für den Namen eines erklärten Verfassungsfeindes unter den sportlichen Vorbildern dieses geben könnte? Zumal es eine solche Person ja auch gar nicht gibt und sie nur schwer vorstellbar wäre. Und wenn es diese Mehrheit dann doch gäbe, so wäre eine Satzung, wie wir sie befürwortet haben, sowieso nur noch Makulatur. Im Ausnahmefall wird es künftig auch möglich sein, den Namen einer noch lebenden Person zu wählen. Aus Sicht der AfD war diesmal der <strong>Entwurf des Kulturentwicklungsplans 2020</strong> der Schwerpunkt der SBR-Sitzung. Er sieht nämlich vor, dass künftig die Stadtbezirksbeiräte für die Förderung der Stadteilfeste allein verantwortlich sein sollen. Die Frage ist nur, wie das denn gehen soll, wo wir dieses Jahr eine Haushaltssperre haben und uns im neuen (Doppel?-)Haushalt drastische Kürzungen an allen Ecken und Enden bevorstehen. Wenn eine Aufgabe übertragen wird, muss das Geld dafür entsprechend mit übertragen werden — sonst fehlt es für andere Projekte in den Stadtbezirken. Deshalb <a href=“https://silke-schoeps.de/2020/06/10/anfrage-und-antrag-aus-der-sitzung-des-sbr-plauen-am-09–06-2020/”>beantragten wir die Streichung</a> dieses Passus und <a href=“https://silke-schoeps.de/2020/06/10/anfrage-und-antrag-aus-der-sitzung-des-sbr-plauen-am-09–06-2020/”>schlugen eine Anfrage vor</a>, die die Fördervolumina für Stadtteilfeste der letzten Jahre offenlegt, damit wir überhaupt abschätzen können, was auf uns ggf. zukommt. Beides fand keine Mehrheit. Die Anfrage werde ich jetzt wohl in meiner Eigenschaft als Stadträtin einreichen, also den Spatz mit der Kanone erlegen. Insgesamt ist der (noch vor Corona gefertigte) Kulturentwicklungsplan bislang ein recht vager Entwurf. Er wird noch eine Weile im Kulturausschuss hängen, denn dort ist eine entsprechende Arbeitsgruppe eingesetzt worden. Ebenso stand noch das <strong>Straßenbaum- und das Bankkonzept</strong> der Stadt auf der Tagesordnung. Ja, so was gibt es tatsächlich! Bei den Bäumen ergab sich ein interessantes Detail: In vielen Straßen verhindert die UN-Behindertenkonvention selbst die Ersatzbepflanzung mit Straßenbäumen. Grund: Der verbleibende Gehweg muss so breit sein, dass sich zwei Rollstuhlfahrer begegnen können, nämlich mindestens 1,80 m. Wie hoch ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit dafür bei gleichzeitig fehlender Bereitschaft durch kurzes Warten den anderen passieren zu lassen? Das Wiehern des Amtsschimmel schallte an dieser Stelle laut durch das Kulturrathaus…