Anfrage zur Zerstörung und Entfernung von Denkmälern in der Landeshauptstadt Dresden seit dem 2. Weltkrieg
Die Stadt Dresden hat offenbar keinen Überblick über die zwischen 1933 und der Wiedervereinigung verloren gegangen Denkmäler. Das ergab eine Anfrage zur Zerstörung und Entfernung von Denkmälern in der Landeshauptstadt Dresden seit dem 2. Weltkrieg (AF0262/20) meines Fraktionskollegen Matthias Rentzsch. Hier die Antwort des Oberbürgermeisters vom 3. Februar 2020:
“Zur Entfernung und Zerstörung von Denkmälern in der Landeshauptstadt Dresden erbitten wir folgende Informationen:
1. Welche Denkmäler (in der Definition Duden 1, zum Gedächtnis an eine Person oder Ereignis errichtete, größere plastische Darstellung; Monument) in der Landeshauptstadt Dresden wurden zwischen 1933 und 1945 zerstört?”
Da es sich bei den in Frage stehenden Objekten um nicht mehr existente personen- bzw. ereignisgeschichtliche Denkmäler handelt, mithin ein Bezug zum Sächsischen Denkmalschutzgesetz nicht besteht, gibt es dazu keinen Überblick in der Verwaltung.
2. “Welche Denkmäler in der Landeshauptstadt Dresden wurden zwischen dem Ende des 2. Weltkriegs in Europa (08.05.1945) bis zur deutschen Wiedervereinigung (Herstellung der Einheit Deutschlands) zerstört oder entfernt?”
Da es sich bei den in Frage stehenden Objekten um nicht mehr existente personen- bzw. ereignisgeschichtliche Denkmäler handelt, mithin ein Bezug zum Sächsischen Denkmalschutzgesetz nicht besteht, gibt es dazu keinen Überblick in der Verwaltung. Genannt werden kann in diesem Zusammenhang die „Germania”. Das Siegesdenkmal für den deutsch-französischen Krieg von 1871, das sich seit 1880 auf dem Altmarkt befand, wurde 1946 entfernt.
3. “Welche Denkmäler in der Landeshauptstadt Dresden wurden nach der deutschen Wiedervereinigung (Herstellung der Einheit Deutschlands) entfernt und welche Denkmäler an welchem Standort errichtet?”
Nachdem die Landeshauptstadt Dresden 1991 das Lenindenkmal aus der Prager Straße per Stadtratsbeschluss verschenkt hatte, begann eine kontroverse öffentliche Diskussion über dieses Vorgehen und der Kulturausschuss fasste 1992 den Beschluss, eine “Ehrenamtliche Kommission für den Umgang mit den bildkünstlerischen Zeitzeugen des SED-Regimes” zu bilden. 1995 beschloss der Stadtrat von Dresden, der Empfehlung dieser Kommission zu folgen. Diese hatte sich mit 105 ideologisch geprägten Objekten auseinandergesetzt.
Bei 34 Objekten wurde sich für den Verbleib am bisherigen Standort ausgesprochen. Dazu gehörte z. B. das Monument zum Vereinigungsparteitag der KPD/SPD vor dem Kurhaus Bühlau. Nach der Veräußerung des Grundstückes wurde die Plastik allerdings von Baufahrzeugen zerstört. Am Standort verblieb auch die Großplastik „Proletarischer Internationalismus” in der Lingnerallee oder das Bronzerelief von Julius Fucik am Straßburger Platz.
Andere Objekte wurden zur Umsetzung, zur Einlagerung oder zur Entsorgung vorgeschlagen. Das „Sowjetische Ehrenmal” am Albertplatz beispielsweise wurde als historisches Zeitzeugnis vor das Militärhistorische Museum umgesetzt.
Bei einigen Objekten konnte bereits 1995 der Verbleib nicht mehr festgestellt werden. Dies betraf beispielsweise das Karl-Marx-Denkmal am Palaisplatz, das Friedrich-Engels-Denkmal auf der August-Bebel-Straße oder die Walter Ulbricht Gedenktafel in der Augustusstraße 2.
Zur Entsorgung vorgeschlagen waren:
- Erinnerungstafel 11. KPD Versammlung Dresden, Marienstraße/Am See
- Erinnerungsstätte im Stadion der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft/Sportplatz Hepkestraße
- Erinnerungstafel an das Wirken Dresdner Kommunisten als Stadtverordnete/-räte /Rathaus
- Erinnerungstafel Otto Buchwitz/Königsbrücker Straße 84
- Denkmal zur Erinnerung an den Friedensapell 1955/Tharandter Straße/Schillingstraße
Nachfolgende Objekte stehen exemplarisch für neue Denkmäler und Gedenktafeln, die seit 1989 per Stadtratsbeschluss realisiert wurden:
- 1995: Erinnerungstafel Busmann-Kapelle am Postplatz
- 1998: Gedenktafel an die Deportation der Juden am Neustädter Bahnhof
- 1998: Erinnerungstafel an den Herbst ’98 am Nord-Eingang des Hauptbahnhofes/Wiener Platz
- 2005: Bodenmarkierung in Erinnerung an die Verbrennung der Toten vom 13./14. Februar 1945 auf dem Altmarkt
- 2006: Gedenktafel Keglerheim an der Weißeritzstraße/Ecke Friedrichstraße
- 2006: Gedenktafel Emerich Ambros am Ambrosufer/Höhe Weißeritzbrücke
- 2007: Wiederaufstellung des Julius Otto Denkmal an der Kreuzkirche
- 2008: Gedenkort für den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 am Dresdner Postplatz