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#b2908 — Meine persönlichen Eindrücke von der Querdenken-Demo in Berlin

Die Coro­na-Demo gestern in Berlin war neben denen in der Zeit der poli­tis­chen Wende 1989 die beein­druck­end­ste, die ich bish­er miter­lebt habe. Eigentlich fan­den gestern in Berlin eine ganze Rei­he öffentlich­er Ver­samm­lun­gen par­al­lel statt. Die Stim­mung bei “Quer­denken” zwis­chen Bran­den­burg­er Tor und Siegessäule hat­te etwas von einem Hip­pie-Fes­ti­val. Über­all auf den Straßen und auf den Wiesen des angren­zen­den Tier­gartens lagerten Men­schen in der Sonne, sprachen miteinan­der, tanzten und hörten den Red­nern zu. Es waren unge­fähr genau­so viele Regen­bo­gen- wie Deutsch­land-Fah­nen zu sehen. Viele teil­ten ihre Botschaften durch selb­st­gemachte Trans­par­ente oder und andere kreative Ideen mit. Im Mit­telpunkt standen Frei­heit, Liebe und die Ablehnung von Coro­na-Repres­salien. Nach dem Blau der AfD musste man schon sehr angestrengt suchen, um es über­haupt zu ent­deck­en. Optisch wahrnehm­bar waren selb­st für Eingewei­hte nur die Parteifre­unde aus Berlin und aus Bran­den­burg. Die meis­ten waren pri­vat unter­wegs. His­torisch war zweifel­los der <a href=“https://www.youtube.com/watch?v=-u3H3PvebBU” target=“_blank” rel=“nofollow noopener”>Auftritt von Robert F. Kennedy Jr.</a>, dem Nef­fen US-Präsi­den­ten John F. Kennedy, der 1963 vor dem Schöneberg­er Rathaus den leg­endären Satz “Ich bin ein Berlin­er!” verkün­dete hat­te und kurz darauf ermordet wor­den war. Der Abtrei­bungs- und Impfgeg­n­er Robert F. Kennedy Jr. warnte in sein­er Rede u.a. vor dem Miss­brauch der Coro­na-Maß­nah­men: <blockquote>“Regierungen lieben Pan­demien aus dem­sel­ben Grund, warum sie den Krieg lieben. Weil er ihnen die Möglichkeit gibt, der Bevölkerung Kon­trollen aufzuzwin­gen, die die Bevölkerung son­st niemals akzep­tieren würde. Um Insti­tu­tio­nen und Mech­a­nis­men zu schaf­fen, um Gehor­sam zu orchestri­eren und durchzusetzen!”</blockquote> Ein etwas anderes Bild bot sich jen­seits des Bran­den­burg­er Tores in Rich­tung Unter den Lin­den. Hier dominierten die Far­ben des Kaiser­re­ichs Schwarz-Weiß-Rot und einige US-Flaggen. Soweit ich weiß, war das aber eine sep­a­rat angemeldete Kundge­bung. Anders als bei “Quer­denken” fiel die Forderung der Demon­stran­ten hier ein­deutig aus: Friedensver­trag für Deutsch­land, um endlich wieder die volle Sou­veränität zu erlan­gen. Die Stim­mung weniger hip­piemäßig, aber genau­so friedlich. Wie viele Demon­stran­ten in Berlin zusam­mengekom­men waren, darüber schei­den sich die Geis­ter wie schon bei der Demo zuvor. Es waren sehr viele und sie haben sozusagen “Blut geleckt”. Sie wirk­ten entschlossen und bere­it, weit­er für ihre Sache zu kämpfen. Den­noch hat­ten viele von ihnen im Nach­hinein das Gefühl, doch nichts erre­icht zu haben. Die Machthaber in Berlin ließen ihr Auf­begehren ins Leere laufen. Schlim­mer noch, der Chor der­er, <a href=“http://compact-online.de/warum-demonstriert-ihr-eigentlich-propagandamedien-ratlos-bei-querdenker-demo/” target=“_blank” rel=“nofollow noopener”>die den friedlichen Protest zu verunglimpfen</a>, ist während­dessen sog­ar noch lauter gewor­den. In den Staatsme­di­en treibt die ten­den­z­iöse Berichter­stat­tung immer neune Blüten. Das Nar­ra­tiv, dass sich in Berlin ein Mob aus Ver­schwörungs­the­o­retik­ern, Reichs­bürg­ern und Recht­sex­trem­is­ten zusam­menge­fun­den hätte, wird mit aller Macht aufrecht erhal­ten. Dabei sprechen die zahlre­ichen Bilder, die um die Welt gin­gen, eine ganz andere Sprache. Per­sön­lich habe ich gestern nichts von gewalt­täti­gen Auseinan­der­set­zun­gen mit­bekom­men. Es ver­bre­it­eten sich Gerüchte, wonach über­zo­gene Polizeimaß­nah­men zu Rangeleien geführt hät­ten.  So hat­te man die Teil­nehmer des Aufzuges, dessen Weg von Unter den Lin­den über die Friedrich­straße, den Alexan­der­platz, Leipziger Platz bis zum Bran­den­burg­er Tor führen sollte, offen­bar gezielt zusam­menge­drängt, um dann unter dem Vor­wand des nicht einge­hal­te­nen Coro­na-Abstands zwis­chen den Teil­nehmern und ein­er ad hoc ange­ord­neten Maskenpflicht die Demo auflösen zu kön­nen. Als dann die Teil­nehmer nicht in Rich­tung Siegessäule durchge­lassen wur­den, durch­brachen einige die Polizeis­perre. Dadurch hat­te auch die Antifa (die die Polizei mit Gegen­stän­den bewor­fen haben soll) genug Zeit gewon­nen, um <a href=“https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/berlin-antifa-trifft-auf-corona-demo/” target=“_blank” rel=“nofollow noopener”>den friedlichen Regierungskri­tik­ern beden­klich nach zu kommen</a>. <a href=“https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/corona-demo-aufgeloest-polizei-eskaliert-wie-senat-es-will/” target=“_blank” rel=“nofollow noopener”>Die vom Berlin­er Sen­at wohl gezielt insze­nierte Eskala­tion der Lage</a> war damit sichergestellt. Anders als bei linken Demos bestand an ein­er Deeskala­tion offen­bar kein poli­tis­ches Inter­esse. Der feuchte Traum von durch die Polizei niedergeknüp­pel­ten Demon­stran­ten, den wohl linke Fanatik­er in den sozialen Net­zw­erken träumten, ging auf­grund der Beson­nen­heit der Demon­stran­ten zum Glück nicht in Erfül­lung. Es war eine Eskala­tion mit Ansage seit­ens ein­er Polizei, deren Führungsriege jüngst sys­tem­a­tisch von Rot-Rot-Grün durch kon­forme Parteigänger erset­zt wurde. Der Grüne Benedikt Lux hat­te vor weni­gen Tagen in einem <a href=“https://www.neues-deutschland.de/artikel/1140472.rot-rot-gruen-in-der-hauptstadt-kein-fairer-boxkampf.html” target=“_blank” rel=“nofollow noopener”>Interview mit dem “Neuen Deutschland”</a> erk­lärt: <blockquote>“Wir haben die gesamte Führung fast aller Berlin­er Sicher­heits­be­hör­den aus­ge­tauscht und dort ziem­lich gute Leute reinge­bracht. Bei der Feuer­wehr, der Polizei, der Gen­er­al­staat­san­waltschaft und auch beim Ver­fas­sungss­chutz. Ich hoffe sehr, dass sich das in Zukun­ft bemerk­bar macht.”</blockquote> Sich als Regierung einen Appa­rat aus kon­formem Per­son­al zu instal­lieren und es dann auch noch in der­art unver­schämter Weise öffentlich zu verkün­den, gehört nicht zu den Stern­stun­den eines demokratis­chen und plu­ral­is­tis­chen Rechtsstaats. Auch das <a href=“https://silke-schoeps.de/2020/08/26/berlin-verbietet-regierungskritische-demonstration-grundrechte-endgueltig-abgeschafft/”>rechtswidrige, poli­tisch motivierte Ver­bot der Veranstaltung</a>, das von den Gericht­en gekippt wurde, ist in diesen Zusam­men­hang einzuord­nen. Zum Glück sind aber nicht alle Bürg­er sind so infan­til, wie man sie gern hätte. Am Ende kön­nte sich genau jene Poli­tik, deren hässliche Fratze uns am Woch­enende in Berlin gegenüber trat, für die Staats­macht als Pyrrhus-Sieg erweisen. <a href=“https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/corona-demo-aufgeloest-polizei-eskaliert-wie-senat-es-will/” target=“_blank” rel=“noopener”>“Tichys Ein­blick” bringt es auf den Punkt</a>: <blockquote>“Die Ver­bit­terung der Bürg­er über den Zus­tand ein­er Demokratie, die so mit ihren Grun­drecht­en umge­ht, wird die Bürg­er diesem Staat weit­er ent­frem­den und legt den Keim für den näch­sten Protest. Rechtlich dürfte dieses Vorge­hen keinen Bestand haben, denn die Polizei schafft per Nöti­gung den Zus­tand, den sie bekämpfen will.”</blockquote> Einige Reichs­flaggen (neben Sach­sen­fah­nen, ein­er türkischen und ein­er Regen­bo­gen­flagge) auf den Stufen des Reich­stags­ge­bäudes waren genau das, was die Poli­tikver­sager für ihre Kam­pagne und Main­streamme­di­en für ihre ten­den­z­iöse Berichter­stat­tung gebraucht haben, um den Keil noch tiefer in unser Land zu treiben. Es ist notwendig, den Reich­stag vor Krim­inellen und Ter­ror­is­ten zu sich­ern, aber doch nicht vor seinem eige­nen Sou­verän: Wieso ver­bar­rikadieren sich Volksvertreter vor dem Volk, das sie vertreten? Das ist ein Armut­szeug­nis für eine Demokratie. Richtig wäre es gewe­sen, eine Abor­d­nung der Demon­stran­ten here­in zu bit­ten und ihnen einen ehrlichen Dia­log auf Augen­höhe anzu­bi­eten. Statt dessen hat man eine weit­ere Ver­här­tung der Fron­ten in Kauf genom­men und das wütende Volk vor der Tür auflaufen lassen. Es ist deshalb nicht über­raschend, dass eine kleine Min­der­heit (etwa 100 Per­so­n­en von offiziell 38.000) Über­mo­tiviert­er aus Wut und Ent­täuschung losstürmte, die Absper­run­gen vor dem Par­la­ment über­wand und die Reich­stagsstufen hoch ran­nte. (<a href=“https://web.archive.org/web/20210618170838/https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2020/07/greenpeace-protest-reichstag-berlin-kohle-transparent.html” target=“_blank” rel=“nofollow noopener”>Greenpeace schaffte es unlängst, eine Ban­ner an der Fas­sade des Reich­stags aufzuhängen</a> und <a href=“https://www.tagesspiegel.de/politik/fridays-for-future-klima-aktivisten-stellen-sich-im-bundestag-tot/24420174.html” target=“_blank” rel=“nofollow noopener”>Fridays for Future eine Ver­anstal­tung mit dem Bun­destagspräsi­den­ten im Ple­narsaal für ein sog. “Die-In” zu missbrauchen</a>.) Mit dieser dum­men und sinnlosen Aktion — eine Frau, deren Iden­tität bish­er nicht gek­lärt ist, hat­te dazu aufgerufen — liefer­ten sie genau die Bilder, die man von ihnen haben wollte. Jet­zt kann sich die offizielle Pro­pa­gan­da auf eine Rand­no­tiz des friedlichen Volks­festes in Berlin ein­schießen und damit sowohl von den mehr als berechtigten Forderun­gen der Demon­stran­ten ablenken, als auch von den tat­säch­lichen Prob­le­men in unserem Land. <a href=“https://www.youtube.com/watch?v=6YqQ712cffk” target=“_blank” rel=“nofollow noopener”>Michael Ball­weg forderte gestern in sein­er Rede neben der Wieder­her­stel­lung der Grun­drechte nicht ohne Grund die “sofor­tige Abdankung der Bundesregierung”</a>. Wenn Angela Merkel spätestens näch­stes Jahr hof­fentlich abgewählt wird, wird sie ein tief ges­paltenes Land voll innerem Unfrieden und tiefer Ent­täuschung, blind­er Wut und gegen­seit­iger Ver­ach­tung hin­ter­lassen. Ein Land, in dem ein freier, öffentlich­er Diskurs über die Prob­leme und Zukun­ft­shof­fun­gen seines Volkes in den Augen der Regieren­den unstatthaft gewor­den ist, die stattdessen ihre eigene Agen­da mit allen Mit­tel durchzu­drück­en ver­suchen und für die alltäglichen Sor­gen und Nöte von Mil­lio­nen Bürg­er nur Spott und Ver­ach­tung übrig hat. Eben­so erschreck­end allerd­ings ist die offenkundi­ge Bere­itschaft viel­er gläu­biger Anhänger der poli­tis­chen Kaste der Alt­parteien, unter einem total­itären Regime zu leben, das Grun­drechte, Teil­habe und bürg­er­liche Exis­tenz an die “richtige” poli­tis­che Mei­n­ung und entsprechen­des Wohlver­hal­ten knüpft. All jene, die in diesen Tagen für ihre Frei­heit demon­stri­eren, sind da uner­wün­scht. Die Geschichte ist am Ende immer auf der Seite der Unter­drück­ten — früher oder später. [envi­ra-gallery id=“1713”]