Vorräte für den Notfall — Konzept Zivile Verteidigung ist keine neue Idee
Aus aktuellem Anlass — Corona-“Krise” — stelle ich hier einen alten Beitrag vom 24. August 2016 erneut ein. Damals dachte wohl niemand daran, dass der Krisenfall keine fünf Jahre später schon Realität werden könnte. Hoffen wir, dass der Kelch an uns vorüber geht und die Regierung nicht genauso auf ganzer Linie versagt, wie in der Flüchtlingskrise.
Seit einigen Tagen schwappt die Häme gegen das neue Zivilschutzkonzept der Bundesregierung nur so durch die sozialen Netzwerke. Aus den Reihen der linken Opposition wirft man der Regierung gar Panikmache vor. Und in der Presse wird zahlreich der Bogen zu den sogenannten “Hamsterkäufen” in Kriegs- und Mangelzeiten der Vergangenheit geschlagen. — Trotz allem wurde das Papier heute im Kabinett verabschiedet. Was steckt nun aber wirklich dahinter?
Konkret hat das Konzept Zivile Verteidigung (KZV) — so der offizielle Name — eine Reihe von vorbereitenden Maßnahmen für den Krisenfall in Deutschland zum Gegenstand. Als wahrscheinliche Bedrohungsszenarien werden neben großflächigen Terroranschlägen auch Cyberattacken auf die Wasser- und Stromversorgung aufgezeigt und der Bevölkerung deshalb empfohlen, Wasser- und Lebensmittelvorräte anzulegen.
Im Grundsatz halte ich das für sehr vernünftig. Dass es gerade jetzt kommt, wo bereits eine gewisse Verunsicherung hinsichtlich möglicher (weiterer) Terroranschläge besteht, ist für mich vor allem Zeichen eines gestiegenen Problembewusstseins. Außerdem ist es schon vor vier Jahren in Auftrag gegeben worden. Da sah die Welt (in Deutschland) noch etwas anders aus.
Vor 20 Jahre wäre die Nachricht entweder auf allgemeines Unverständnis gestoßen oder ganz und gar unter den Tisch gefallen. Jetzt aber erzeugt sie zumindest eine klitzekleine Option persönlicher Krisenvorsorge.
Dabei muss es kein Terroranschlag sein, der die Versorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln vorübergehend unterbricht. Es reicht schon ein Hochwasser wie 2002 aus, damit in weiten Teilen einer Großstadt für Tage die Lichter ausgehen und das Trinkwasser ungenießbar wird oder ausbleibt.
Zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen gehört der Silvesterabend 1978/79 als meine Familie beim Schein von in leere Weinflaschen gesteckten Kerzen am Küchentisch Doppelkopf spielte. Die Schneekatastrophe in Norddeutschland 1978/1979 hatte in weiten Teilen der DDR zu einem Zusammenbruch der Stromversorgung geführt.
Was den Begriff “Hamsterkäufe” betrifft, so erinnert mich das an ein Plakat, das wir im Deutschen Historischen Museum in Berlin gesehen haben: Ein Hamster in Frauenkleidung schleppt große Taschen voll mit Lebensmitteln. Es stammt aus der NS-Zeit und prangert das “Hamstern” als unsolidarisch an. Hamstern war damals — und bis weit in die Nachkriegszeit hinein — eine weit verbreitete Erscheinung. Um Versorgungsengpässe auszugleichen, wurde gekauft, wann immer es etwas potentiell Brauchbares gab — und zwar in großen Mengen. Im Idealfall konnten die “gehamsterten” Waren gegen andere eingetauscht werden. Unterm Strich wurde dadurch aber die knappe Versorgungslage nur noch weiter verschlechtert.
Beim Zivilschutzkonzept geht es freilich um etwas anderes: Es sollen individuelle Notvorräte angelegt werden, um eine gewisse Zeit ohne Nachschub von außen überleben zu können. Ob das in der Sache nun sinnvoll ist — mag dahin gestellt sein. Es handelt sich um eine Empfehlung. Konkret soll das ein individueller Lebensmittelvorrat für zehn Tage und je zwei Liter Trinkwasser pro Person und Tag für fünf Tage sein.
In der Sache ist das nicht mal neu. Das Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bietet bereits einen Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen (PDF, 8MB) nebst einer persönlichen Checkliste (PDF, 840KB) zum Download an. Auch hier wird das Anlegen von Notvorräten empfohlen. Und zwar mit den ganz konkreten Mengenangaben (in der Checkliste) soll man sogar zwei Wochen durchkommen.
Auch wenn man vielleicht nicht gleich Vorräte für zwei Wochen anlegt, die eine oder andere Konserve oder die Packung Nudeln mehr im Küchenschrank wäre schon mal ein guter Anfang. Und die habe ich sowieso im Haus, denn ich mag es nicht, wegen jeder Kleinigkeit loszulaufen. Zudem gibt es eine Reihe von Lebensmitteln, die man schon deshalb vorrätig hat, weil man sie aus den saisonal begrenzt anfallenden Ernten selbst hergestellt hat. Ich denke da an Marmelade, Dörrobst, Kräuter, Kartoffeln, Kürbis, Wein… Besonders Hartgesottene könnten sich auch am Backen von Schiffszwieback versuchen.
Es gibt sogar Zeitgenossen, die haben sich die Notversorgung in Krisenzeiten zum Hobby der besonderen Art erkoren: die sog. Prepper. Einige von ihnen beschränken sich nicht auf Lebensmittelvorräte, sondern bauen Bunker- und Verteidigungsanlagen. Das geht mir dann aber doch etwas zu weit… 😉 Im Zweifelsfall hilft sowieso nur Beten!
Bild im Beitrag: ADN-ZB/Bartocha/2.1.1979 /Neubrandenburg: Schneeräumung auf Gleisanlagen Tausende Helfer der Bevölkerung und der Nationalen Volksarmee unterstützen am 2.1.1979 die Eisenbahner auf dem Bahnhof der Stadt, um die Gleise von den Schneemassen freizuschaufeln. Unser Foto zeigt Soldaten der Einheit Burr. By Bundesarchiv, Bild 183-U0102-026 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5370567